Im März 2013 nahm die damalige Umweltminsterin Georgiens, Frau Khatuna Gogaladze an einer Delegationsreise nach Deutschland teil, auf der sie u.a. die Baumpflegepraxis in deutschen Städten (z.B. Wiesbaden) sah. Der unsachgemäßer Schnitt innerstädtischer Platanen führte in den vergangenen Jahren zu Protesten der georgischen Bevölkerung, die auch auf das georgische Umweltministerium zurückfielen. Deshalb bat die Ministerin das SMB Programm der Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (giz) um Unterstützung bei der Revision des Baumpflegeplans der Stadt Tiflis sowie bei der Ausbildung der städtischen Baumpfleger. Detlef Koch besuchte im Auftrag der giz die Stadt Tiflis im August 2013 um die bestehende Situation in der Baumpflege zu analysieren.
Die jungen, im Baumpflegebereich tätigen Berufskollegen in Georgien sind kaum ausgebildet und schlecht ausgerüstet. Das spiegelt sich in für deutsche Standards unsicheren Baustellen und falschen Schnittmaßnahmen an Bäumen wieder. Recherchen zu vorhandenen Strukturen, Schulen oder Ausbildungsformen ergaben, dass eine institutionelle Ausbildung in der Baumpflege derzeit nicht vorhanden ist. Berufsausbildungen mit Abschlusszertifikat gibt es derzeit in Georgien überhaupt nicht. Auch für den Bereich Forst oder Gärtnerei gibt es bisher keine Ausbildungsinhalte in Bezug auf den Umgang mit Bäumen. Um der gestiegenen Bedeutung des Baumbestandes, dessen Pflege von der Aussaat über die Pflanzung bis zu Schnittmaßnahmen sowie der Arbeitssicherheit gerecht zu werden, sollte das „learning by doing“ in der georgischen Baumpflege durch eine fachlich profunde, dem internationalen und aktuellen Wissensstand entsprechende Ausbildung ersetzt werden.

Georgisches Regelwerk für Baumpflege

Ein erster wichtiger Schritt, eine qualifizierte Baumpflege in Georgien zu etablieren, war die Verabschiedung eines einfachen Regelwerks für Baumpflege. Auf der Basis des deutschen Standardregelwerks, ZTV-Baumpflege, wurde ein einfaches Regelwerk für Baumpflege verfasst und in die georgische Sprache übersetzt.

ZTV-Baumpflege (Zusätzliche Technische Vertragsbedingungen und Richtlinien für Baumpflege 5. Ausgabe 2006) Herausgeber: Forschungsgesellschaft Landschaftsentwicklung Landschaftsbau e. V. (FLL) Colmantstr. 32, 53115 Bonn

Am 14. Mai 2014 wurde dieses auf einer Konferenz in Tiflis zahlreichen Vertretern von Komunen, NGO’s und der Kirche durch die Umweltministerin vorgestellt. Zeitgleich fand die Gründung des „Georgischen Berufsverbandes für Baumpflege“ statt. Das Regelwerk für Baumpflege in Georgien ist mittlerweile vom Stadtrat der Stadt Tiflis als verbindliche Grundlage zur Pflege städtischer Bäume verabschiedet worden.

Kooperationen und Perspektiven:

Fazit vieler Gespräche vor Ort war, dass ein wichtiger Schritt für den Aufbau einer qualifizierten Baumpflege in der Schulung kleiner Gruppe von georgischen Baumpflegern gesehen wird, die zum European Treeworker ausgebildet werden. Anschließend können diese „Multiplikatoren“ ihr Wissen und ihre Erfahrung ihren Kollegen vermitteln. Unterrichtsmaterialien für die Ausbildung liegen in Englisch,Deutsch und Polnisch vor und und müssten übersetzt und an die georgische Situation angepasst werden.
Ein weiterer wichtiger Schritt nach der Baumpfleger-Ausbildung ist die Beratung großer Städte und Kommunen zum Aufbau eines Baummanagements (Verwaltung, Kataster, Kontrolle etc.) für den Baumbestand. Denn nur ein Hand-in-Hand von Baumpflegern und –verwaltern bzw. –kontrolleuren garantiert einen sicheren und vitalen Baumbestand und damit im Endeffekt mehr Lebensqualität für den Menschen.

Gründung des Georgischen Berufsverbandes für Baumpflege bei Vaso Chaladze und Überreichen der Urkunde des Fachverbands geprüfter Baumpfleger zur gegenseitigen Unterstützung bei der Verbandsarbeit.

Anwesend: Detlef Koch, Jan Rahmann, Vaso Chaladze; Walter Benneckendorf, Davit Samkharadze, Levan Marnashvili, Sandro Ilashvili, Tinatin Achnashvili, Natia Berdzenishvili und Jambuli Kantaria

Der European Tree Worker

(Auszug aus der Beschreibung der Ausbildung auf der Website des European Arboricultural Council)


Der European Tree Worker soll auf der Grundlage baumpflegerischen Wissensstandes die wesentlichen Arbeiten am und im Baum unter Berücksichtigung der Belange des Natur-, Umwelt- und Unfallschutzes ausführen können.
 
Im Rahmen des europäischen Programms Leonardo da Vinci wurde der European Tree Worker 1996 - 1999 entwickelt. Ziel des Projektes war und ist es, in einem vereinten Europa das Spezialgebiet der Baumpflege zu harmonisieren, eine qualitätsvolle Arbeit und ein qualifiziertes Ausbildungsniveau zu sichern und einen länderübergreifenden Austausch von Angestellten zu vereinfachen. Hierzu wurde ein Prüfungs- und Zertifizierungssystem zum European Tree Worker entwickelt, das von 15 europäischen Ländern anerkannt und unterstützt wird. 
Das Prüfungs- und Zertifizierungssystem umfasst neben dem Curriculum auch eine Prüfungsordnung und ein Zertifikat zum European Tree Worker sowie das European Tree Worker Handbuch.

Dank des Leonardo-Projektes steht erstmals ein europaweit einheitlicher, gegenseitig anerkannter Abschluss zum European Tree Worker zur Verfügung, ein „Türöffner“ für grenzüberschreitendes Arbeiten und grenzüberschreitende Qualität. Damit wird das berufliche Qualifizierungsangebot für Unternehmer und Arbeitnehmer verbessert und die europäische Zusammenarbeit gefördert.

Ziele

Rahmenlehrplan


Baumpflege umfasst das Pflanzen, Pflegen und Untersuchen von Bäumen. Der European Tree Worker muss dabei folgende Fähigkeiten und Fertigkeiten beherrschen, die im  Rahmenlehrplan vorgegeben sind:


Der Rahmenlehrplan liefert dazu die: